Zwischen fahren und warten.

Kaputte Autos in der Kalahari, Glühwein bei großer Hitze und die Erkenntnis, dass dreihundert Liter Wasser sehr wenig sind. Wie eine Reise zu einem Abenteuer wurde.

Drei weiße Toyota Hillux“ kommen angerollt, sie sollen uns innerhalb drei Wochen mehrere tausend Kilometer durch atemberaubende Landschaften und enorme Tiervielfalt bringen. Doch daran denken wir noch gar nicht, denn erstmals müssen die 4×4 Geländewagen beladen werden. Bis an die Decke bepackt, samt dreihundert Liter Wasser und Essen für eine Woche geht es gen Osten. Unser erstes Ziel ist die Grenze von Namibia zu Botswana.

Eine böse Überraschung erwartet uns bei der Ausreise von Namibia. Eine riesige Menschenschlange steht vor einem kleinen Gebäude. Drei Stunden später sind wir endlich an der Reihe und geben einen ausgefüllten Zettel mit Namen, Geburtsjahr und vielen weiteren, teils persönlichen Informationen ab. Eine etwas genervte, aber für diese eintönige Arbeit immer noch nette Dame nimmt den Zettel entgegen. Eine Minute später kann es weiter gegen. Heute Abend wollten wir schon mitten in dem Central Kalahari – Game Reserve“ schlafen, doch dieses Ziel rückt immer weiter in die Ferne, denn die verlorenen drei Stunden können wir nicht mehr einholen. Wir lassen also einen Campingplatz aus und fahren am nächsten Morgen in aller Fhe – die Sonne geht gerade erst auf – die Stecke vom Vortag mit. Wir verlassen das erste Mal die asphaltierte Straße und wählen eine Stecke, die durch Tiefsand geht. Unsere erste Versuche, ordentlich bei den Verhältnissen zu fahren, müssen von außen kläglich ausgesehen haben. Doch schnell haben wir den Dreh raus und fahren zügig zu unserem nächsten Campingplatz. In der „Kalahari“ ist erstmal nicht viel. Die Landschaft ist übersät mit kleinen, dornigen Büsche und einer unwirkliche Landschaft. Ein Ort, der das Überleben nicht einfach macht. Mittags wird es gut 40°c heiß, Nachts dafür aber angenehm kühl. Auf den Geländewagen sind sogenannte Dachzelte angebracht. Das hat mehrere Vorteile: zum einen ist es einfach eine Zeitersparnis. Außerdem sind wir Mitten in einem Nationalpark, indem es Löwen, Geparden und Leoparden geben soll. 

Die dreihundert Liter Wasser, die wir in fünfundzwanzig  Liter Kanister aufgeteilt haben, sind knapp kalkuliert. So darf nur jeden zweiter Tag mit ca. drei  Liter Wasser geduscht werden, sodass es noch genug fürs Kochen und Trinken gibt. 

Es ist unser zweiter Tag, eigentlich sollte die heutige Strecke schnell gemeistert werden. Doch dann fährt ein Auto mitten in ein dornigen Busch und wir haben den ersten Platten. Es ist 13:00 und die Sonne brennt erbarmungslos auf uns nieder. Zwei Stunden später, inklusive einem Sonnenrand, sitzt der neue Reifen und wir können das Abenteuer fortsetzen. Wir zweifeln immer wieder, ob es die richtige Entscheidung war, durch ein für uns so unwirkliches Gebiet zu fahren. Wir haben den Eindruck, dass hier nur abenteuerlustige Menschen Urlaubmachen. Ständig halten wir Ausschau nach Tiere, doch die einzigen, die wir zu Gesicht bekommen, sind Oryxantilopen und Springböcke. Die viele Raubkatzen, die es hier geben soll, sehen wir nicht.

Neuer Tag, neues Glück! So hofften wir – doch stattdessen bekommen wir das nächste Autoproblem. Ein Motor lässt sich nur noch langsam starten und ein ekeliges Geräusch ertönt dabei. Ster erfahren wir, dass es der Starter war. Und auch die Raubkatzen lassen auf sich warten. Etwas enttäuscht verlassen wir die „Central Kalahari“ Richtung Maun. Aber erstmal muss der Tank der drei Autos gefüllt werden. Ganze hundertundzwanzig Liter passen in einen Tank. Unsere erste Anlaufstation in Maun ist eine Werkstatt – ein Rückspiegel, ein Schloss, sowie der erwähnte Starter werden ausgetauscht. Mit gefüllten Wasserkanistern, Batterien für das Funkgerät und vollen Tanks geht es in das Okavango Delta. Am Tag davor hatte es stark geregnet, somit waren die Schlaglöcher und Kuhlen der Straße übersät mit teils sehr tiefen Wasserlöchern. Anfangs fahren wir mit großer Sorgfalt und auch mit eingeschaltetem 4×4, doch mit der Zeit kann man es halbwegs einschätzen, wie tief und wie schlammig der Boden ist. Wir sehen viele Flusspferde, Giraffen, und auch den ein oder anderen Vogel.

Es ist der 24. Dezember und wir wollen, wie wir es von den Jahren davor gewohnt sind, lecker Essen. Zügig fahren wir zu unserem Campingplatz, der etwas außerhalb des Deltas liegt, doch ein seltsames klacken am Vorderrad, verwundert uns. Wenn man nicht lenkt, klingt es normal. Aber sobald man lenkt, rattert es. Positiv denkend fahren wir weiter, denn es sind nur noch wenige Kilometer. Angekommen schauen wir genauer hin und erblicken einen schrecklichen Zustand am Auto! Eine Achse ist aus der Verankerung im Reifen herausgebrochen. Wie wir später erfahren, ist der“ Constant-velocity joint gebrochen und herausgesprungen. Bis zur nächsten Werkstatt in Maun sind es 60km. Abschleppen würde zu lange dauern und außerdem ist Weihnachten. Wir beschließen, die Strecke am frühen Morgen sehr langsam und mit möglichst wenig lenken zurück nach Maun zu fahren. Aber daran denken wir erstmal nicht, denn heute ist Weihnachten und natürlich haben wir viele Geschenke – sogar unter einem mit roten Kugeln geschmückten Baum.Wir singen Weihnachtslieder und trinken Glühwein. Es kommt tatsächlich ein wenig Weihnachtsstimmung auf.

Die Sonne geht gerade auf, als wir am nächsten Morgen auf dem Weg zur Werkstatt sind. Ein netter Mann nimmt sich unserem Autoproblem an. Er kontrolliert die anderen Autos und stellt zu unserem erschrecken fest, dass ein anderes Auto das gleiche Problem hat. Die sieben Stunden Wartezeit vertreiben wir uns auf einem Parkplatz und essen Rührei und spielen Karten. Die Wasserkanister und Tanks sind gefüllt, die Autos sind repariert, es kann also weitergehen!

Irgendwann sind wir dann im Norden Botswanas. Hier sehen wir mit Abstand die meisten Tiere, auch zum ersten mal Krokodile. Und unzählige Elefanten, Zebras und Springböcke. Man glaubt es kaum, doch auch von Safari kann man genug haben, sodass wir die Natur verlassen uns in das kleine Städtchen Victoria Falls fahren. Es ist Silvester und hier findet natürlich nicht zufällig eines der größten Festivals des südlichen Afrikas statt. Die Stadt ist voll mit Touristen und überall ist etwas los. Hier wird sehr viel angeboten: Fallschirmspringen, Bungeejumping und eben Waterrafting, wofür wir uns entscheiden. Der Sambesi Fluss, welcher auch für das Wasser der Victoria Wasserfälle verantwortlich ist, bietet uns die Grundlage. Hier erleben wir eine wundervolle, aktionsreiche und beeindruckende Tour. Das Flussbett hat sich über die Jahrmillionen tief in die Felsen eingegraben. Alleine für diesen spektakulären Anblick hat es sich gelohnt.

Die Neujahrsnacht war sehr kurz. Um 4:00 brechen wir die Zelte auf, denn heute müssen wir zwei Grenzen überquere. Von Simbabwe durch Botswana und dann zurück nach Namibia. Wir fahren über den Caprivistreifen zum Waterberg. Hier verbringen wir die letzte Nacht, die Stimmung ist ein wenig melancholisch, diese drei Wochen gingen doch schneller vorbei als gedacht. Ein letztes mal Essen wir Stockbrot, trinken Wein und lassen diese aufregende Reise Revue passieren.

 

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